Halb gare Folklore aus dem digitalen Zeitalter. Von Dominik Criado.
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Ich nutze seit etwa zehn Jahren ausschließlich Apple-Geräte. Meinen iMac und mein iPhone Mini. Regelmäßig schaue ich dabei über den Tellerrand. Letztes Jahr habe ich mit einem (unglaublich leichten) Thinkpad X1 Nano herumgespielt und mir Windows 11 angeschaut. Ab und an bekomme ich mal ein Android-Phone in die Hände. Aber aus drei Gründen bleibe ich bei meinem Produktivsystem immer bei Apple:
Ich sitze gerade vor einem iMac und finde es ziemlich cool. Meinen letzten Desktop-PC habe ich irgendwann in den 00er-Jahren besessen. Noch mit Röhrenmonitor, den ich auf LAN-Partys geschleppt habe. Dann wurde alles mobiler und kleiner und ich habe nur noch Laptops gekauft. Jetzt bin ich zurück auf Start.
Jeder, der in den letzten Jahren auf einer Nachrichtenseite nach unten gescrollt hat, kennt die Werbeanzeigen von Taboola (und Outbrain, die aber mittlerweile zusammengehören). Gemeint sind diese typischen Teaser unter dem eigentlichen Artikel. Oft angekündigt mit „Das könnte dich auch interessieren“, wird dem Leser eine wilde Werbemischung präsentiert. Gerne mit niedrigem Niveau und maximal click-baity.
An manchen Tagen, bin ich alt und grumpy und generell von Emojis genervt: schreibfaul, kindisch, fehlleitend. An den meisten Tagen setze ich auf einen minimalistischen Einsatz. Nur in Messengern, nicht in Mails und selten auf Social Media (also aktuell eigentlich nur Mastodon).
Aber ab und an werden bestimmte Emojis symbolisch aufgeladen. Aktuell ist es der Sparkle ✨, der für AI herhalten muss. AI ist sowieso in vielen Fällen ein hohles Label – und Magie steckt erst recht nicht drin. Dann gibt es den immer problematischen 😂. Er wird inflationär verwendet, obwohl er fast immer eine comichafte Überzeichnung ist. Wie oft weint man vor Lachen? Oft hat er aber auch etwas hämisches, wenn er zum Beispiel als Reaktion auf Nachrichten benutzt wird.
Ich folge dem WhatsApp-Channel der Bundesregierung und man findet ihn dort fast unter jeder Nachricht. Jubiläumsgipfel der NATO? 😂 52 Milliarden Inflationsprämie ausgezahlt? 😂 Und das sind keine vereinzelte Reaktionen. Auf beide Meldungen reagieren 20 Prozent der Nutzer mit dem tränenreichen Lachen. Ähnliches sieht man auch in den Channels der Tagesschau oder des WDR.
Können wir uns bitte darauf einigen, dass wir gerade weder Magie noch Sarkasmus brauchen?
Der Tech-Unternehmer und Blogging-Pionier Anil Dash hat einen hoffnungsvollen Beitrag über eine neue Generation „alternativer Medien“ geschrieben. Kleine Medien, meistens lokal verwurzelt und mit direktem, persönlichen Draht zu den Lesern. Während traditionelle Medien irgendwo zwischen Plattformabhängigkeit und KI feststecken, locken die Alternativmedien Leser an, die sich für die Arbeitsbedingungen der Redakteure und Reporter interessieren. Sie wollen die lokal-kulturellen Themen lesen, die bei den traditionellen Medien längst durch Sparmaßnahmen und Zentralisierung durchs Raster fallen.
Der Grund, laut Dash, für das Revival, sind die neuen, offenen Distributionswege und Bezahloptionen:
After years of capture, digital distribution is returning to open formats like email and even the nascent world of the fediverse with its interesting potential for new delivery options. Paying for subscriptions for content has been fully normalized between Patreon and OnlyFans and Dropout and a lot of other human-scale media memberships. Many would much rather pay normal people every month than fork out for yet another corporate streaming service.
Was in seiner Analyse fehlt, ist das Influencertum und die Content-Creator, die seit über zehn Jahren mehr und mehr des Medienkonsums für sich beanspruchen. Auch eine Form von Alternativmedien, allerdings in enger Abhängigkeit mit den großen Plattformen. Also irgendwie so gar nicht alternativ.
Als ich sein Werk The Shallows vor einigen Monaten gelesen habe, lag es geradezu auf der Hand, dass dieses Buch einen Nachfolger verdient. Und der kommt jetzt mit Superbloom.
The Shallows ist jetzt vor 14 Jahren erschienen und wurde zwischenzeitlich nur behutsam um ein Kapitel erweitert. Für alle, die es nicht gelesen haben: Es geht um die Auswirkungen der Digitalisierung auf uns Menschen, als Wesen. Aber 2010, als das Buch erschienen ist, war eine weitaus optimistischere Zeit im Internet. Der Glaube an den globalen Marktplatz und die Demokratisierung von Wissen war vorherrschend. Heute, nun, das muss ich nicht wiederholen, oder? Das Internet ist sehr erwachsen und sehr kommerziell geworden – und gerade TikTok hat die Art, wie wir kommunizieren und uns verbinden, nochmal drastisch verändert.
„Superbloom“ soll eine Art Nachfolger von „The Shallows“ werden. Der Fokus liegt dabei auf Social Media und der Frage, warum wir uns schlechter verstehen, obwohl wir mehr kommunizieren?
Die jährliche Entwicklerkonferenz von Apple ist die einzige Tech-Keynote, die ich noch mit einigem Interesse anschaue. Insbesondere dieses Jahr. Der Launch von ChatGPT liegt mittlerweile anderthalb Jahre zurück und hat Konzerne wie Google und Apple offensichtlich überrascht.
es ist samstagabend und ich bin in ein rabbit hole getappt. es geht um die kleinschreibung, die konsequente kleinschreibung. mein gehirn weigert sich diesen text nur in kleinen buchstaben zu tippen. meine rechtschreibprüfung denkt, ich bin besoffen. aber es ist ein interessantes thema.
Die Ezra Klein Show ist mein liebster Podcast im Moment. Die Folgen sind lang, die Gespräche tief. Es gibt Small Talk, es wirkt aber auch nicht gekünstelt. Ich glaube, Klein investiert einfach sehr viel Arbeit in die Vorbereitung – und das zahlt sich aus.
Wenn der Tischler einen Hammer in die Hand nimmt, wird der Hammer zur Hand. Wenn ein Jäger ein Fernglas vor die Augen hält, wird das Fernglas zu seinen Augen. Der Mensch hat die einzigartige Fähigkeit, Werkzeuge zur Erweiterung seines Körpers und Geistes einzusetzen. Er verschmilzt – und das Werkzeug wird Teil des Menschen. Der Mensch wird aber auch Teil des Werkzeuges.
Seinen utopischen Glanz hat das Netz mittlerweile verloren. Gefühlt befindet es sich fest im Griff von IT-Konzernen. Aber noch ist der Kampf nicht verloren: Wikipedia, Mastodon und Co. bieten eine selbstorganisierte Alternative zum Kommerz.
Ich hatte letztens einige Non-Profits gesammelt, die einen Gegenpol zu Big-Tech bieten. In der Diskussion wird über die Gründe des (Miss-)Erfolgs geredet und warum es so schwierig ist, Menschen von der Notwendigkeit solcher Alternativen zu überzeugen. Warum soll der Onkel Signal statt WhatsApp nutzen oder wieso sollten Unternehmen sich nicht nur in die Fänge von Microsoft und Google begeben. Was in dem Gespräch etwas fehlt, ist das Thema AI. Ich denke, das wird noch zu einer wachsenden Konzentration der Tech-Welt führen.
Ein kleines Gedankenspiel. Wie würde sich das Internet verändern, wenn Inhalte in Echtzeit von einer KI erstellt werden?
Prinzipiell ist das bereits möglich. Wir können Grafiken, Texte, Videos und sogar Code-Anwendungen in wenigen Sekunden generieren lassen. Dafür sind in der Regel Prompts, also Eingabebefehle, von einem Nutzer notwendig.
Ein Schritt weitergedacht: Nicht nur das Erstellen an sich ist automatisch, sondern auch der Eingabebefehl. Die Maschine erstellt also eigenständig Inhalte aufgrund von Verhaltensmustern, Interessen und Prognosen.
Vor einigen Wochen habe ich mein iPhone gegen ein Dumb Phone eingetauscht. Ein Handy, wie aus einer vergessenen Welt, nur in der Lage Anrufe und SMS auszuführen.
Noch so einer, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Hipster-like Detoxing mit einem alten Nokia. Analog ist das neue Bio. Berlin-Mitte, Lastenfahrrad und Latte Macchiato. Und jetzt erzählt er uns, was er dadurch für ein besserer Mensch ist. Wie er überfordert ist mit der heutigen Geschwindigkeit, ein Abgehängter, der dem ganzen einen hübschen Retro-Anstrich gibt. Ein Wutbürger aus dem Bio-Bürgertum.
Ehrlich gesagt, ein bisschen ist das vielleicht wahr. Ich weiß es selbst noch nicht genau. Aber nehmt euch etwas Zeit und folgt meinen Gedanken.